Krisen im Job kennt fast jeder. Dann fragen sich viele:

Bleiben – oder Jobwechsel?

Gehen oder bleiben? Wie oft habe ich mich das schon gefragt![/caption]

 

 

Sibylle Gassner, freie Journalistin aus Hamburg, interviewte Karriere- und Krisencoach Bernd Sieslack zum Thema Jobwechsel. Sie fragte nach den Pros und Kontras und wollte wissen, wie man sich am besten unterstützen lassen kann.

Bernd Sieslack

Bernd Sieslack
Ihr Coach und Berater

Kennen Sie das auch? Sie sind komplett unzufrieden. Sie schleppen sich mit größter Mühe über die Werktage, hangeln sich mit schlechtem Gewissen von Wochenende zu Wochenende. Sie haben keinen Plan und nicht den Hauch einer Idee, was Sie verändern könnten. Ziele? Fehlanzeige! Sie haben keine Ahnung, was Sie wollen, geschweige denn, was gut für Sie ist? Sie wissen nur eins, dass es so nicht weitergehen kann.

„Es gibt immer einen Weg, immer eine Lösung!“ Sagt Bernd Sieslack „und das ist auch einer der Gründe, warum ich coache und berate. Ich kann den Menschen zwar nicht sagen, was sie tun sollen, aber ich kann ihnen dabei helfen, ihren Weg zur Lösung zu finden.“

Wie packen Sie das an, wenn Ihre Klienten keinen Schimmer haben, was sie wirklich wollen oder was gut für sie ist?

Als erstes helfe ich dem Klienten dabei Klarheit zu schaffen. Es ist, wie es ist! Jeder Mensch ist einzigartig, nicht vergleichbar mit anderen. Jeder befindet sich mit seinen Erfahrungen und Prägungen an einem anderen Punkt seiner Entwicklung. Das gilt es zu würdigen und anzunehmen. Wir machen eine intensive Standortbestimmung, beruflich und privat und zwar in wichtigen ausgewählten Lebensbereichen (z. B. Beziehung/ Partnerschaft, Beruf und Karriere, Wohnen, Finanzen, Familie, Freizeit/ Erholung, Innere Zufriedenheit, Wachstum und Entwicklung, Ziele/Visionen).

Danach finden wir heraus: Worum geht es? Was genau ist das Anliegen? Raus damit und auf den Tisch. Was läuft gut? Was gar nicht? Wo sind die Kraftquellen und wo die Energieräuber? Was kann so bleiben und was nicht? Hier kommen mit Sicherheit schon die ersten wichtigen Aufgaben auf den Tisch, Entscheidungen stehen an. Was ist lebensnotwendig und muss sofort angegangen werden? Was hat möglicherweise noch ein wenig Zeit? Danach geht es den meisten schon besser! Der innere Prozess kann starten…

Wie finden Sie mit dem Klienten heraus, ob er oder sie in dem Job bleiben oder besser gehen sollte?

Hier kann ich nur empfehlen die eigenen Ansprüche und Erwartungen einem Realitätscheck zu unterziehen. Nehmen Sie den Druck raus und lassen sich von einem Profi begleiten, der einen neutralen Blick hat und über Praxiserfahrung verfügt. Der Aufwand hierfür ist überschaubar, häufig reicht ein Tag. Analysieren Sie genau und vor allem ehrlich zu sich selbst, was Ihnen aktuell nicht gefällt und was davon womöglich auch an Ihnen selbst liegt.

Love it, change it or leave it!

Einige finden das sicher schon abgedroschen. Ich habe bisher nichts besseres gefunden. Egal, was einem nicht passt – im Beruf, im Privatleben: es bleiben nur diese drei Alternativen. Ansonsten bleibt alles, wie es ist.

  • Lernen Sie die Sache zu lieben.
  • Ändern Sie die Ursachen (oder Ihre Haltung dazu).
  • Oder gehen Sie raus aus der Situation und machen Sie was anderes.

Ach ja, und wie gesagt, die eine Option bleibt Ihnen natürlich immer: Wenn Sie nicht wirklich etwas ändern wollen, bleibt eben alles so, wie es ist!

An welchem Punkt würden Sie raten, dass man die Situation verlassen sollte?

Es gibt Menschen, die lange Jahre an nicht guttuenden oder krankmachenden Situationen festhalten. Da hat jeder seinen speziellen Umgang und seine eigene Schmerzgrenze. Es gibt allerdings Konstellationen, die machen einfach krank: Es herrscht „Permastress“, der Chef vergiftet die Atmosphäre, die Kollegen mobben, das Klima ist schlicht unerträglich. So etwas kann und sollte kein Mensch auf Dauer ertragen. Das Geld mag wichtig sein – die Gesundheit ist wichtiger, alternativlos. Die Grenze für das Handeln liegt immer da, wo uns etwas total gegen den Strich geht, wo etwas an unserer Substanz zehrt, wo wir leiden, wo wir unglücklich sind, wo unsere Gesundheit auf dem Spiel steht. Wenn wir an diesem Punkt sind, müssen wir aussteigen. Ich stelle dann immer etwas provokant die Frage: „Stellen Sie sich vor, Sie sehen einen Goldfisch, der friedlich in einem Aquarium schwimmt und und sein Ziel ist es, allen zu gefallen. Und auf einmal merken Sie, dass im gleichen Becken auch ein paar Piranhas lauern. Was würden Sie dem Goldfisch raten? Richtig! Egal wie, da geht nur noch eins: Raus da und weg! Und jetzt übertragen Sie das mal auf Ihre Situation! Meistens hilft das sehr, sich diese Situationen, die man gerade erlebt, anhand von Bildern oder Beispielen vorzustellen.

Viele glauben, dass sie eh keinen besseren Job bekommen. Wie können Sie beim  Umdenken positiv unterstützen?

 

Wer so denkt, ist sicher in der Selbstwertfalle. Ich bin doch nichts wert, wer soll mich schon nehmen? Hört sich nach Opferhaltung an! Keine gute Voraussetzung für Veränderungen. Ich empfehle: In’s Tun kommen, machen! Ausprobieren! Nutzen Sie die Zeit! Tun Sie etwas und: Ja, es geht!

Sie glauben gar nicht, wie das beflügelt, wenn jemand sieht, was er oder sie schon alles an Leistungen und Zielen erreicht hat, wenn der eigene neu konzipierte Lebenslauf vor einem liegt, alle Zeugnisse und Zwischenzeugnisse da sind und die Story für die anstehenden Gespräche sitzt. Bewerbungsunterlagen und Anschreiben werden professionell erstellt und auf Vollständigkeit gebracht. Eine exzellente Kurzvita mit emotional formulierten Kernbotschaften, sowie prägnant herausgearbeiteten Alleinstellungsmerkmalen (USP) ist angefertigt. All das sorgt nebenbei beim Klienten für einen echten Selbstbewusstseinsschub. Eine positive Einstellung und damit Ausstrahlung trägt neben guten Unterlagen dazu bei, sich erfolgreich zu präsentieren und zu verändern. Da spielt das Alter oder fehlende Spezialkenntnisse eine vollkommen untergeordnete Rolle. Ich empfehle meinen Klienten ein gradliniges, professionelles Vorgehen, z. B. über die genaue Zieldefinition der angestrebten Position und mögliche Wunschunternehmen.

Ganz wichtig ist das professionelle Marketing in eigener Sache, Bewerbungsgespräche, Frage- und Antworttechniken sowie Körpersprache werden trainiert, bis der Klient in der Lage ist, selbst in wenigen Minuten seine Kernbotschaften „an die Frau oder den Mann“ zu bringen.

Wenn sich der Klient nun dafür entschieden hat im Job zu bleiben, kann man lernen, wie einem ein dickeres Fell wächst?

Gute Idee, können wir, glaube ich, alle gebrauchen, das dicke Fell für jede Gelegenheit. Warum durchstehen manche Menschen Schicksalsschläge und Krisen, während andere daran zerbrechen? Warum können die einen jahrelang 50 Stunden pro Woche und mehr mit Leidenschaft und Spaß am Job arbeiten, während andere ausbrennen? Warum ist jemand mit 50 Jahren nicht mehr belastbar, während andere mit 65 noch einmal durchstarten?

Das liegt an der unterschiedlich ausgeprägten Fähigkeit zur Resilienz. Psychische Widerstandskraft lässt einen Menschen Krisen als Chancen begreifen. Sie ist geprägt von einer positiven Lebenseinstellung, die Gelassenheit und Selbstsicherheit bewirkt.

Hört sich sehr theoretisch an, die gute Nachricht ist, das können wir lernen. Menschen, die mehrere Tagen auf Sylt die „Pausetaste“ drücken, können dies bei mir lernen. Sie bringen ihre speziellen Alltagsthemen mit, die bei ihnen für negative Gefühle sorgen und dafür, dass es ihnen schlecht geht. Und wenn sie wieder wegfahren, wissen sie, warum das so ist und wie ihr neues Leben aussehen kann! Eine neue Startlinie entsteht. Hier der Link dazu:

Auszeit nehmen, Klarheit gewinnen. Meer geht immer!

Stimmt es, dass für Gefühle in der Arbeitswelt kein Platz ist?

Meine Erfahrung ist eine andere: Wir können unsere Gefühle nicht abschalten, wenn wir an den Arbeitsplatz kommen. Im Gegenteil: Sie sind vielmehr ein wichtiger Teil von uns: der Filter, durch den wir unsere Umwelt und andere Menschen wahrnehmen. Unsere Gefühle entscheiden nämlich darüber, ob wir die Umstände, die uns umgeben, als schlecht und unveränderlich oder positiv wahrnehmen. Häufig versperren sie uns auch den Zugang zu unseren Ressourcen. Dabei können wir selbst entscheiden, wie wir auf die sogenannten Umstände reagieren. Jeder, der sich und seine eigenen Muster verstanden hat, kann auch erfolgreich mit seinem Umfeld umgehen und dann in Zukunft wieder gelassen und souverän agieren und auch „unter Strom“ kluge Entscheidungen treffen.

Was raten Sie Ihren Klienten, die unter dem Umgang mit unloyalen oder faulen Kollegen leiden?

 

Kenn ich zur Genüge! Keine einfachen Zeitgenossen. Wenn es um die Präsentation beim Chef geht, glänzen sie. Doch kaum ist der Vorgesetzte nicht da, machen sie keinen Finger mehr krumm und sind weg. Sie verkaufen die Leistungen anderer geschickt als Ihren Erfolg und bleiben nie länger im Büro etc. Und sind irgendwie nie dabei, wenn mal was schief läuft. Hier müssen wir investieren: Machen Sie sich die Mühe, zu verstehen, wie der andere tickt. Versuchen Sie ihn zu durchschauen, wie sind seine Methoden, wie macht er oder sie das? Hier hilft nur die direkte Sprache, ja reden hilft, auch schön, wenn noch jemand anderes dabei ist und halten Sie dann exakt fest, was Sie vereinbart haben, z .B. nach den System der 4 W`s :

Wer macht was mit wem bis wann? Je genauer die Erwartungen und Vereinbarungen formuliert sind, desto besser. Bei Mails empfiehlt es sich, jemanden, vielleicht den Vorgesetzten, auf CC zu setzen. Das macht alles häufig keine Freude, ist mühsam und nervt, aber es hilft. Wer sich über solche Kollegen ärgert, kann oft selbst schlecht „nein“ sagen und sich abgrenzen. Das sollten Sie aber können! Auch das kann man gut lernen.

Wie bringen Sie Ihren Klienten bei, sich selbst zu motivieren – Eintönigkeit zu umgehen?

 

Finde heraus, was Dich persönlich motiviert und wende dieses Wissen an. Was motiviert Dich besonders? Geld? Anerkennung? Wertschätzung? Wenn eine Aufgabe schwierig ist? Der Kick, es wieder geschafft zu haben? Wenn Du mit anderen zusammenarbeiten kannst? Was genau ist es, zu dem Du Dich hingezogen fühlst? Jeder von uns hat bestimmte Dinge, die ihn motivieren, und jeder hat Dinge, die ihn demotivieren. Der Trick ist, herauszufinden, wie dies bei uns persönlich funktioniert. Wer das herausgefunden hat, hat häufig schon dernSchlüssel zum Erfolg.

Herr Sieslack, was ist Ihnen wichtig bei Ihrer Arbeit?

In meiner erfolgreichen Arbeit mit Unternehmern, deren Führungskräften sowie Mitarbeitern über mehrere Jahrzehnte landete ich immer wieder bei den folgenden Erkenntnissen:

Wir können lernen, mit den Anforderungen des Alltags umzugehen!

Es sind immer die Umstände, die uns schlecht erscheinen. Dabei können wir selbst entscheiden, wie es uns damit geht. Jeder, der sich und seine eigenen Verhaltensweisen verstanden hat, kann auch erfolgreich mit seinem Umfeld umgehen. Diese Grundhaltung, die höchste Form des Selbstmanagements, wirkt überall: In Unternehmen, im beruflichen wie im privaten Alltag. Deshalb sage ich nie, was Menschen tun sollen, ich helfe ihnen dabei, sich besser zu verstehen! Das ist ebenso einfach, wie effektiv. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Einstellungen, Erfahrungen und Gefühle in bestimmten Situationen (Mitarbeitergespräche, Konflikte, Präsentationen, Verhandlungen etc.) besser zu erkennen, ihren Ursprung zu verstehen – und zu bearbeiten.

Warum dauert das so lange, bis Menschen in ihrem Leben die Dinge verändern, von denen sie wissen, dass sie ihnen nicht gut tun?

Das hat neben anderen Gründen vor allem damit zu tun, dass wir Angst haben Fehler zu machen. Lieber das bekannte Problem, als die unbekannte Lösung. Die Sehnsucht nach Fehlervermeidung ist in uns tief verankert, deshalb tun wir häufig nicht das, was wir am liebsten wollen, sondern das, was wir am wenigsten fürchten. Und das kann eben bedeuten, dass wir im Job bleiben und den Jobwechsel nicht angehen, obwohl wir wissen, dass es uns nicht gut tut.

Das ist auch der Grund, warum viele Menschen sehr lange warten, sich helfen oder unterstützen zu lassen. Es fällt ihnen schwer, den ersten Schritt zu gehen und Kontakt mit einem professionellen Unterstützer aufzunehmen. Und sie wissen auch nicht, ob das richtig ist. So ging es mir selbst und vielen meiner Klienten auch oft… letztendlich hat es sich immer ausgezahlt, denn das erste Gespräch kostet nichts und oft reichen nur kleine Impulse, um eine große Veränderung anzustoßen.

 

Das Interview führte Sibylle Gassner von Prima Presse Hamburg im Februar 2019

Prima-Presse ist spezialisiert auf bunte Themen aus der Medienwelt und bringt jahrelange journalistische und redaktionelle Erfahrungen mit. Prima-Presse pflegt enge Kontakte zu den Ansprechpartnern aus den Medien.
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Wollen Sie herausfinden, ob Sie bleiben sollen oder in 2019 noch einmal neu durchstarten können, hier meine Idee dazu :

Neustart im Job? – So starten Sie beruflich neu durch

Vielleicht sehen wir uns ja auch einmal in Hamburg

Bernd Sielack Jobwechsel

Nacharbeiten nach einem Coachingtag in Hamburg, Rothenbaumchaussee 197, von Deska Boardinghouse. Coach fit, Rieke müde 🙂

 

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